Magyar Nemzet vs. Regierungssprecher
Sind Sie diskriminiert?
Über Péter Medgyessy’s Washingtonreise werden neben den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern auch die Privatsender und die politischen Tageszeitungen vor Ort berichten. Die Kosten tragen die TV-Sender selbst, die Journalisten der „Magyar Hírlap” und des „Népszava” reisen im Auftrag der Kanzlei (die „Népszabadság” hat einen eigenen Korrespondenten in Washington). Für die Mitarbeiter der „Magyar Nemzet”, die eine größere Auflage hat, als die „Magyar Hírlap” und das „Népszava” zusammen, gab es jedoch keinen Platz unter den ungarischen Berichterstattern. Der Regierungssprecher Zoltán Gál J. hat die die Tatsache, daß unsere Zeitung an der Reise von Medgyessy in den USA nicht teilnehmen kann, damit erklärt, daß „die Liste der Protokollabteilung der Kanzlei bereits voll war”.
Magyar Nemzet, 04. 11. 2002
Zoltán Gál J., Regierungssprecher:
Auf wichtige Reisen begleitet den Ministerpräsidenten und den Staatspräsidenten auch eine Pressedelegation. Die Reisekosten werden zwischen den reisenden Presseorganen und der Protokollabteilung der Kanzlei aufgeteilt. Die „Magyar Hírlap” und das „Népszava” haben sich an die Reise des Ministerpräsidenten angemeldet. Die „Magyar Nemzet” hat es nicht getan. Die „Nemzet”, die „Heti Válasz” und das „Duna TV” dürften sich eher für die Reisen des Staatspräsidenten interessieren, da das Staatsoberhaupt an fast allen seiner Auslandsreisen von denen begleitet wird.
Gábor D. Horváth, „Magyar Nemzet”, Stellvertreter des Chafredakteurs:
Zoltán Gál J. versucht glaubhaft zu machen, daß die Kanzlei die Mitarbeiter der überregionalen Zeitungen und der elektronischen Medien dann auf Auslandsreisen mitnehmen würde, wenn sie die Kanzlei darum ersuchen. Ich möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, daß die Medien vor den Reisen – im Gegensatz zu der Behauptung des Regierungssprechers – von den Presseabteilungen der Kanzlei, des Staatsoberhauptes und der Ministerien mit dem Angebot, ihre Vertreter können auf die Reise mitgenommen werden, konfrontiert werden. Auch das stimmt nicht, wir würden uns auf die Reisen des Staatspräsidenten anmelden, wir melden uns nämlich nie an: die Presseabteilung oder der Pressereferent melden sich bei uns. Diese ist nämlich ihre Aufgabe. Weder bei den Auslandsreisen von Ferenc Mádl, noch bei denen von Viktor Orbán – besonders bei so wichtigen – ist es je zu so einer Diskrimination gekommen. (Dies erinnert uns daran, dass weder der Außenminister László Kovács (MSZP-Parteichef); noch Péter Medgyessy bereit sind, sich mit der „Magyar Nemzet”, der zweitpopulärsten Tageszeitung, „abzugeben”, was ein pressegeschichtlicher Absurdum ist.) Gál´s letztes Argument, die Protokolliste sei voll gewesen, ist eine lächerliche, durchsichtige Lüge.
Zoltán Gál J., Regierungssprecher:
Vielleicht wandten sich früher die Presseabteilungen an die Zeitungen. Diese Praxis hat sich jedoch geändert. Ich selber war es, der die US-Reise des Ministerpräsidenten am 22. Oktober offiziell veröffentlicht hatte. Mehrere Organen haben sich noch am selben Tag bei meinem Sekretariat gemeldet. Die „Magyar Nemzet” war nicht darunter. Eine so wichtige Reise braucht eine lange Vorbereitungszeit. Die Liste der aus dem Weißen Haus berichtenden Journalisten war der Presseabteilung der US-Regierung bereits vorige Woche zu übergeben.
Gábor D. Horváth, „Magyar Nemzet”, Stellvertreter des Chafredakteurs:
Zoltán Gál J.’s Antwort lesend kann ich sagen: das ist keine Antwort. Die Praxis hat sich nähmlich nicht geändert. Dies als Argument jetzt vorzuhalten, ist ein billiger und hemmungsloser Zynismus. Der Informationsfluß geht im Allgemeinen von der Presseabteilung der gegebenen Organisation in Richtung Medien. Das Medium hat nicht zu signalisieren, es möchte von den verschiedenen Stellen Bericht erstatten. Denn es möchte prinzipiell tun. Ich halte es weiterhin aufrecht: die LeserInnen des Magyar Nemzet werden diskriminiert.
